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Es ist kaum zu glauben. Ein Piefke machte sich in Kranjska Gora, in Slowenien, auf einer nicht geräumten Passstraße ohne Ketten, auf zum Gipfelsturm.

Glauben sie nicht? Ist aber so. Mutig und tolldreist macht sich ein hessischer Piefke aus der Nähe von Frankfurt am Nachmittag auf zum Gipfel der Passstraße von Kranjska Gora, welche nach Bovec in das Socatal führt.
Ziel der tolldreisten Aktion, dass Licht, dass die Sonne auf die Gipfel der Berge wirft, denn das muss unbedingt eingefangen werden. Also sagt sich der Piefke, Winterreifen okay, Tank voll, Wasser und Essen auch dabei, inkl. Heizung, da steht einem Gipfelsturm doch nichts entgegen. Also, rechter Fuß fest aufs Pedal und ab Richtung Ziel. Dem Sonnenuntergang entgegen, ohne zu wissen, dass es im Grunde der eigene ist.

IMG 3001Denn, so legen nur Berglaien im Winter los. Im Sommer mag das ja funktionieren, aber nicht im Winter, um an sein Ziel zu kommen. Nach gut einem halben Kilometer auf der halbwegs geräumten und gestreuten Strecke, welche für die Winterurlauber in Kranjska Gora freigelegt war, kam das schon zu Beginn feststehende Aus. Einmal vom Gas runter und der Wagen des Piefkes war nicht mehr zu bewegen. Die Vorderräder futterten sich solange durch den Schnee bis er so glatt und gefroren war, dass nur das übliche Zischen der Reifen im Schnee vom Durchdrehen zu vernehmen war. Vorwärts nichts mehr machbar. Rückwärts nichts mehr machbar. Ende Gelände, aus die Maus.

Piefke war auf einmal ratlos. Also aussteigen und sich einen Überblick verschaffen. Da bleibt wohl nichts anderes übrig, als Ketten auspacken und aufziehen und dann versuchen weiter zu kommen. Rückwärts war gar nicht mal der Gedanke. Das Ziel musste erreicht werden. Also, Ketten erst mal auspacken und neben die Reifen legen. Vorbeikommende Skiwanderer schauten erstaunt und fuhren weiter bergab ihrem Ziel entgegen. Piefke schaute sich erst mal die Beschreibung an, wie man Ketten aufzieht. Muss ja einfach sein. So wie das bebildert ist, geht das ruck zuck. Denkst du dir Piefke. Nie gemacht, keine Ahnung von, dann läuft auch nichts. Auf einmal hat er begriffen: Situation brenzlig für Laien und so einfach nicht lösbar.
Und was passiert? Da tauchte doch auf einmal eine Bande junger Kerle auf. Einer fragte, nach dem er sich das angesehen hat: „Brauchen Sie Hilfe?“

Der Piefke, froh die Frage nach Hilfe und Unterstützung so gestellt bekommen zu haben, antwortete mit einem erleichterten ja, das würde ich mal wagen zu bestätigen.
Kurzerhand wurde eine kleine Unterhaltung mit ziemlich großem Schlag von Humor daraus. Es folgte: „Die Piefkes, wenn man sie alleine in die Berge lässt.“  der Rest der jungen Bande war am Schmunzeln und lachen, bis einer der netten und sehr angenehmen Helfer meinte, dann holen wir den Piefke hier mal raus, denn alleine wird das nicht zu schaffen sein. Womit er ja auch recht hatte.

IMG 3007Bei allem was Piefke bis hier her fertiggebracht hatte, war er sehr dankbar, dass diese junge Bande sich seiner misslichen Lage zugewendet haben und ihm verständlich machten: „Piefke, dein Auto bekommen wir hier raus. Du bist nicht der erste den wir befreien oder bergen müssen.“
Geschwind waren alle dabei ihre Ski auszuziehen, in den Schnee zu stecken und ihre Rucksäcke zu plündern und ihre Schaufeln heraus zu ziehen. Vorher jedoch, kümmerten sie sich mit Erfolg darum, den Antriebsrädern die Socken anzuziehen, damit da wieder Griff und Antrieb entstehen konnte. Piefke wollte helfen, war aber wohl so umständlich, dass der junge Mann mit der größten Humorschnauze einfach meinte: „Piefke, geh an die Seite und mach lieber Bilder, während wir dein Auto bergen.“
Also nahm Piefke sich eine Kamera und dachte gar nicht daran die Einstellungen für Landschaftsfotografie umzustellen und auf die Situation die nun herrscht einzustellen. Vor lauter Nervosität über den Zustand von den Jungs, seinem geliebten Fotobomber, waren die Bilder, wie man sieht eine leichte Katastrophe.

Die Jungs jedoch amüsierten sich nebenbei bei der Aktion über den Piefke. Dieser war jedoch weder beleidigt noch angefressen, sondern fing langsam an über seine Idiotie so ein Vorhaben umzusetzen, wie einen Gipfelsturm per Pferdestärke bei Lawinengefahr zu wagen, selbst mitzulachen. Also war auch für ihn Rückwärtsfahren, Mitschieben und Bildermachen angesagt, bis es hieß, wir fahren besser dein Auto in die Freiheit und versemmeln und verbrennen die Kupplung mit Vollgas.

Piefke schluckte. Aber, ohne Vollgas beim Rückwärtsfahren und Kupplung schleifen lassen, war ja wohl ehrlich kaum was zu reißen, bei dem, was er da angestellt hatte. Die Jungs schaufelten, schoben und schmunzelten. Und vor allem war Piefke innerlich sehr dankbar für ihre Hilfe. Was Piefke aber dabei beobachten konnte, war, dass ein paar Jungs, ohne großes Kommando, Chefgehabe und wichtigtun, einfach und unkompliziert halfen und dabei zeigten, dass Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft und anpacken ohne eigene Vorteile, in solch einer Situation aufzeigten, auf was es wirklich in der Welt heute ankommen sollte.  Keine Differenzen, keine Grenzen, einfach Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Unterstützung und das auch noch mit Humor ohne Eigennutzen anzubieten.

IMG 3017Piefke kam da ins Grübeln und dachte sich, wo sind eigentlich die Eigenschaften in seinem Land hingekommen? Er freute sich über diese Jungs und dass sie so einen Einsatz und die Hilfe für ihn bereitgestellt haben, obwohl es ihnen ja im Grunde egal sein konnte. Sie haben gebuddelt, geschoben, geschmunzelt, Kräfte eingesetzt und tatsächlich ihr Wort gehalten, das Auto freizubekommen und zurück auf den Parkplatz zu bringen, damit Piefke wieder weiterfahren konnte.

Piefke war beeindruckt von den Jungs und ihrer gemeinsamen Leistung und ihrem Verhalten. Vorbildfunktion würde man das in Managementkursen nennen, wenn man Manager in Abenteuer schickt, damit sie mal lernen, an einem Strang zu ziehen. Hier hat Piefke das erlebt, ohne das er Manager vor sich hatte, sondern einfach ganz normale bodenständige und anständige Jungs. Also wollte er ihnen für ihre Anstrengung eine Entschädigung in Geldform geben, von der sie gemeinsam ausgehen sollen und sich etwas gönnen sollten.

Jedoch war dies wohl nicht das Richtige. Es galt schon fast als Beleidigung für ihre Leistung und Anstrengung entlohnt zu werden. So schlugen sie vor, dass man unten in Kranjska Gora in eine Apres Ski Bar geht und ein oder zwei Bier gemeinsam trinken sollte und damit die Sache bereinigt wäre. Gesagt getan. Also ab in diese Ski Bar. Dort hat sich Piefke mit ihnen unterhalten und festgestellt, dass sie alle unterschiedlichen Charaktere waren. Ruhig, Sanguiniker, Melancholiker und keine Phlegmatiker oder Choleriker. Einfach ganz normale liebe und hilfsbereite, freundliche, lustige Männer. Die Erfahrung zeigte Piefke noch vieles mehr auf, als er sich am Ende des Tages über diese Erfahrung noch seine Gedanken machte. Sicher, man kann alleine los, man kann Abenteuer erleben und man kann seinen Wegen nachgehen. Aber es hat gezeigt, dass der Mensch, egal wo er ist, wenn er in eine Situation kommt, dass er sich selbst nicht mehr helfen kann, auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Somit hat das Wort Piefke heute einfach eine Bedeutung die nicht minderwertig, sondern einfach Barrieren überschreitend ist.

Humor, Einstellung, Haltung und Charakter zeichnen Menschen aus. Und für diese Einstellungen, die Piefke an diesem Tage angetroffen hat, ist er dieser ganzen Bande sehr dankbar. Es hat ihm wieder mal klargemacht, dass eine Gemeinschaft von Freunden und einer gesunden Einstellung zum Leben, einiges mehr Wert ist, als das, was die Gesellschaft uns so oft verkaufen möchte.

Mein aufrichtiger Dank für diese erwiesene Hilfe geht an die netten Helfer vom Faakersee.

  • Michi
  • Thomas
  • Christoph
  • Mike
  • Johannes
  • Sven
  • Michael
  • Arnold

Ratz Fatz Schüsse aus der Hüfte zur Aktion: "Wir bergen den Piefke."  ;)

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